Habe ich es erwähnt,
dass ich bei Pflegeeltern und in Kinderheimen aufgewachsen bin!
Nun, jetzt weisst Du es.
Warum gerade ich Fremdplatziert wurde,
erfuhr ich in meinem 35. Lebensjahr.
UM DIE GEGENWART ZU VERSTEHEN,
MICH ZU VERSTEHEN,
MÜSSEN WIR IN DIE VERGANGENHEIT REISEN,
IN MEINE VERGANGENHEIT.
Aus meiner Kindheit kann ich über viele schöne Momente berichten.
Die schönen ländlichen Ortschaften,
die mir auf Zeit ein Zuhause gaben,
liebe ich noch heute.
Das Herumtoben oder Seilspringen,
mit den selbst gezwirnten Schnüren,
bereitete viel Spass.
Oder die Theateraufführungen waren eine schöne Abwechslung zum alltäglichen triel.
Wir Kinder studierten Szenen aus Kinderbüchern ein
und in prunkvollen selbst genähten Kostümen
traten wir vor einem imaginären Publikum auf.
Es erfühlte mich mit Stolz,
dass man mir die Hauptrolle anvertraute.
Na ja,
ich erkämpfte mir die Hauptrolle mit den Fäusten
und zum Schauspielern fehlte mir jegliches Talent 😚.
Ich vergesse nie den Tag,
wo ich Schwimmen lernte.
Da wurde mir klar,
ich werde Schwimmlehrerin.
Daraus wurde nix.
Ich erkannte,
dass ich eher mittelmässig bin - was auch sehr toll ist.
Tiere -
sie spielen seit eh her eine grosse Rolle in meinem Leben.
Der Austausch mit vertrauten Personen,
insbesondere mit den Pflegkindern
Ädu, Brünu, Babsi, Thesi, Chrischtinä, Fredu, Rüedu
und Äti,
die ich nicht nur Bewunderte
und als Vorbilder nahm,
sie waren mein Rettungsring in schweren Zeiten.
Das ich diese schönen Erinnerungen nicht dem Jahr zuordnen konnte,
war mir unwichtig.
Mit Hilfe der Akteneinsicht,
ende 1999,
kann ich sie nun auch dem Jahr zuordnen.
Was dennoch zweitrangig ist.
Das es diese wunderbaren Erinnerungen gibt,
ist mein Lebenselixier.
Aber,
da sind sie, diese Erinnerungen!
Sie kommen bei der Arbeit,
in der Freizeit
und im Schlaf.
Ich fürchte sie,
obwohl sie ein Teil meiner Identität sind.
⬇



Foto - Hämatome: Polizeiaufnahme von 1978.
Foto - Rückenaufnahme: geblieben sind Narben.
Zeichnung: sexueller Missbrauch von 1971 bis 1977
Wenn es mir nicht gut geht,
neige ich dazu,
eher negative Erfahrungen aus dem Gedächtnis abzurufen.
Jedoch mit der Akteneinsicht und der Verarbeitung,
einer Trauma-Therapie,
haben diese Handlungen von Verursachern,
für mich endlich eine Antwort erhalten
und ich kann damit besser umgehen.
Glaub mir,
psychischer Missbrauch ist für mich tausendmal schlimmer als physische Gewalt.
Warum?
Die Schläge und den damit verbundenen Schmerz nimmt von Jahr zu Jahr ab.
Nur die Narben erinnern daran.
Es gibt schlimmere Narben!
Die man nicht siehst.
«DIE SEELISCHEN NARBEN»
Es sind Worte!
Worte,
die sich tief in meine Seele eingruben
und noch heute verletzen.
Ja, ich weiss,
in einer stressigen Situation
oder an einem schlechten Tag
können Eltern schon mal
unschöne Formulierungen herausrutschen,
die nicht böse gemeint sind.
Ich,
ich hörte selten ein Lob,
stattdessen wurde ich mehrmals am Tag angeschrien:
Mach das ordentlich, du Tschingg.
Aus dir wird nie etwas.
Das schaffst Du sowieso nicht.
Du bist wie deine Mutter - eine Hure und ein Bastard.
Du bist schuld, das es mir schlecht geht.
Ich will dich nicht mehr sehen.
Du ekelst mich an.
Du bist undankbar.
Es wär besser, du wärst nie Geboren.
Ich glaubte alles,
war entmutigt
und mein Selbstvertrauen war geschwächt.
Wenn ich es mir recht überlege,
hatte ich kein Selbstvertrauen mehr.
Stattdessen Scham-
und Schuldgefühle
und einen mächtigen Hass auf meine Mutter.
Es sind Handlungen,
wie diese,
dass ich mich vor fremden Personen ausziehen musste
und von allen Seiten begaft wurde.
Nackt Fotografiert wurde.
Scham -
im Boden versinken wollte ich.
Auf den sexuellen Missbrauch ...
Sorry, heute finde ich keine Worte hierfür.
Das - und da spreche ich aus Erfahrung,
zu vergessen,
zu unterdrücken,
ist verdammt harte Arbeit.
Es ist ein Stressor,
der das Immunsystem,
das Herz und die Seele krank macht.
Zugleich begleiteten mich Fragen.
Ich dachte,
mir kann man nichts mehr wegnehmen,
ich besass ja nichts.
Denkste!
An meinem ersten Schultag,
erfuhr ich von meiner Adoption,
die zwei Monate vor Schulbeginn stattfand.
Die Bedeutung einer Adoption kannte ich damals nicht.
Das ich mich beim Appell nicht meldete,
lag daran,
dass ich von meiner VOR-Namensänderung nichts wusste.
Schüler und deren Eltern machten sich über mich dermassen Lustig,
😭 das mir jegliche Freude und Motivation genommen wurde.
Nichtsdestotrotz,
in der leiblichen Familie aufzuwachsen,
ist in unserer Kultur selbstverständlich.
Kinder sind Teil ihrer Verwandtschaft,
letztes Glied von Generationen.
Das Kind sieht jemandem in der Familie
oder Verwandtschaft ähnlich.
Kannst Du Dir vorstellen,
was es auf dem Hintergrund dieser kulturellen Norm
für ein Kind bedeutet,
als Adoptivkind aufzuwachsen,
fortgegeben -
unerwünscht von seiner Ursprungsfamilie zu sein.
Nicht dass Du jetzt denkst,
ich sei eine Verfechterin der Adoption.
Viele Adoptionen laufen harmonisch
und alle Beteiligten profitieren vom Gewinn.
Aber man muss wissen,
dass das Adoptivkind Fragen hat,
auf die es ehrliche Antwort geben sollte.
Meine Fragen wurden nicht beantwortet.
Als ich 1992 meine Tochter in den Armen hielt,
arbeitete mein Hirn auf Hochtouren:
Wer bin ich?
Woher komme ich?
Wie sehen meine Eltern aus?
Wem gleiche ich?
Habe ich Geschwister?
Bestehen etwa Erbkrankheiten,
von denen ich wissen sollte?
Fragen,
die wie eine schwere Last an mir hingen.
Doch Antwort erhielt ich bei keiner Gemeinde oder Behörde.
Bei meine Verursachern?
Sie aufzusuchen,
das konnte ich nicht.
Der Schmerz,
die Ohnmacht,
die Wut in mir,
war zu gross.
Als ich resignierte kam überraschenderweise
die AKTENEINSICHT
Am 10. Dezember 1999
lag meine ganze Kindheit
in einem Ordner vor mir.
Was ich Tag für Tag in Déjà-vus erlebe –
ist nur in einem Ordner festgehalten.
Archiviert wurden Akten von 1965 bis 1978.
Fakten
Zahlen
Budget
Zahlungsmahnungen
Wau!
Ich bin in Zahlen festgehalten,
wie eine Ware.
Und dennoch existiert ein jährlicher A4 Seiten-Bericht,
wo ich Adressen wahr nehme.
Also weiss ich endlich,
wo ich wann platziert wurde
und wer involviert war.
Meine schwarzen Löcher
und Erinnerungen erhalten ein Datum
und einen Ort.
Kannst Du dir vorstellen,
wie wichtig für mich dass ist?
Endlich erhalte ich eine eigene Abstammung, eine Identität.

ABER
WARUM ZUM DONNER
WURDE DER JAHRELANGE
MISSBRAUCH NICHT FESTGEHALTEN?
Psychischer, physischer Missbrauch - kein Wort darüber.
Was da bei der Akteneinsicht von 1999,
in meinem Kopf ablief,
das ist schwer in Worte zu fassen.
Doch lass es mich mit einem Vulkan vergleichen.
Stell Dir einen Vulkan vor,
der Jahrelang in sich ruht.
Durch ein Ereignis,
wie die Akteneinsicht,
die Lava im Innern zu brodeln beginnt.
Von Seite zu Seite entnehme ich,
dass es sich um Geld handelt
– um Kosten -
die «ICH» verursache.
Das Gefühl,
dass ich überflüssig bin,
es mich nicht geben sollte,
kommt wieder auf.
Schuldgefühle!

Sie kümmert sich nicht im geringsten um das Kind.
Ja, wo warst du Mutter,
als ICH dich gebraucht hätte?
Für Mutter hegte ich nur eines,
Abgrundtiefen Hass.
Aber,
wären da nicht die Briefe meiner Mutter,
wäre für mich das Kapitel beendet.

Wie ich mich fühlte?
Versteinert.
Im Magen bildet sich ein Stein,
der schwer liegt.
Das Herz rast,
als wolle es aus dem Leib springen.
Hass - Wut - Ohnmacht
Weder Briefe noch Pakete erhielt ich von Mutter.
Wer sie zurückhielt konnte ich nicht in Erfahrung bringen.
Und noch wichtiger,
ich wurde damals von Erwachsenen - Erziehern belogen.
Spürst Du es?
Die Lava ist am Krater angekommen.
Es brauch nicht mehr viel.

Festzustellen,
dass ich von Erziehern
und dem Schweizer-Staat,
belogen und getreten wurde,
in der dritten Generation fremdplatziert wurde,
nur auf Tatsachen,
dass ich aus einer armen Verwandtschaft abstamme,
ist unfassbar.
Ein Volk misst sich an seinen schwächsten Bürgern.
Deshalb gilt es,
diese individuell zu fördern und zu begleiten,
damit man gemeinsam Stark wird.
Dass wenn ich bei Mutter aufgewachsen wäre,
mein Leben einen ganz anderen verlauf,
zumindest einen anderen Erziehungs-
und Beziehungsstill genommen hätte.
Das macht mich Ohnmächtig - Traurig.
Und so tat es mir am 10. Dezember 1999 an Ort und Stelle Leid,
dass ich Mutter für all meine unschönen Erfahrungen,
quasi 35 Jahre lang,
Die Schuld für mein Schicksal gab.
Sie einer Gruppe von Menschen zuordnete,
die nicht in meiner Welt Platz hatten.
Sie beurteilte und verurteilte ohne
ihre Sichtweisse zu kennen.
Es tat mir Leid,
dass ich nicht mit 18. Jahren den Kontakt zu ihr aufnahm.
Jahre die uns niemand zurückgeben kann.
Ein Mutter-Tochter Verhältnis Endstand nicht,
jedoch gegenseitiger Respekt und Wertschätzung.
JEDER SIEHT,
WAS DU SCHEINST
NUR WENIGE FÜHLEN,
WIE DU BIST
Mich hat niemand befragt:
«wie geht es Dir?»
Dass ich einfach genug der Schläge,
genug der Erniedrigungen hatte
und zu Müde war,
um dem Schulunterricht zu folgen,
ist in den Akten nicht festgehalten worden.
Die Akten geben ein Kind wieder das
störrisch
arbeitsscheu
und Dumm ist.
Zudem hatte ich bei der Akteneinsicht ein AHA Erlebnis!
wie schuppen viel es mir von den Augen.
Weil ein potenzieller Arbeitgeber wusste stets mehr über mich,
als mein Lebenslauf
oder Motivationsschreiben preisgab.
Jetzt verstehe ich,
warum ich keine Lehrstelle erhielt.
Warum man mich stets bei der Arbeit beobachtete.
Und Ja,
ich war kein Engel.
Dennoch,
sehr vieles wurde mir angehängt,
was ich nicht verschuldet habe
und das findet sich unter den Akten wieder.
z.B. Folgende und andere Akten dienten als Leumundszeugnisse:

ICH HATTE NIE EINE CHANCE
Wenn es Aussagen über mich gibt,
dann sind es Taten,
die nicht rühmlich sind.
Jedoch so,
wie man diese schwarz auf weiss lesen kann,
entsprechen sie nicht der Begebenheit.
z.B. 1978 konnte ich zum Velodiebstahl Stellung nehmen.
Ich war an besagtem Nachmittag bei einer meiner Putzstellen ausser Haus.
Wurde dort von der Hausherrin stets beobachtet,
da sie mir nicht traute.
Warum das nicht berücksichtigt wurde?
Ich weiss es nicht.
Warum meine Adoptivmutter es nicht einbrachte?
Ich erhielt von ihr nie eine Antwort.
Wie Du siehst,
Akteneinsicht bringt Informationen zu Lücken im Lebenslauf,
aber auch Erkenntnisse,
wie diese,
dass dieses Protokoll an X Personen gereicht wurde
und mir damit meine Zukunft versaut wurde.
Dass der Vulkan explodiert
und die Lava alles,
was sich auf ihrem Weg kreuzt,
- zerstört -
nehme ich an,
dass es Dich nicht erstaunt,
dass ich bei der Akteneinsicht ausrastete?
ZUM SCHMUNZELN
Es ist erleichternd
zu sehen das nicht jedes Geschäft Geld einbringt
und wir alle nur Menschen sind,
die ab und zu mal Ferien brauchen.

Angst beginnt im Kopf.
Mut auch.
Man sollte viel öfter einen Mutausbruch haben.
Ich erlaube mir, dass Du einen Blick hinter meine Kulisse wirfst und lade Dich
AUF EINE TASSE TEE MIT LISA ein --->
wo wir DIE LIEBESERKLÄRUNG AN DIE SEELE richten --->
wo es oft HIMMLISCH TIERISCH zu und her geht --->
und REISEN AUF UMWEGEN den Tag versüssen --->
jedoch NIEMANDSKINDER zum Nachdenken anregen --->
Ich freue mich auf Dich
Lisa